Seit zwei Jahren setzen wir uns nun direkt für den Erhalt einzelner Elemente des Industriezeitalter ein. Seit einem Jahr haben wir dazu in Zwickau unser Notdepot, wo diese Elemente temporär
eingelagert werden, um sie später wieder einem neuen Nutzen/Ort zuzuführen. Doch mit den Webstühlen aus Ellefeld haben wir alle bisherigen Dimensionen gesprengt.
So sind wir auf einen Hilferuf aufmerksam geworden, dass ein älteres Ehepaar den letzten Rest ihrer alten Weberei in Ellefeld/ Vogtland auflösen will und in gute Hände übergeben möchte. Wir haben
uns dazu den Verein Technische Zeitzeugen e.V. aus Greiz mit an die Seite geholt. Zum einen ist der Greizer Verein sachkundig mit historischen Schaftwebstühlen, zum anderen sind 4 der 5 Webstühle
aus der Webstuhlfabrik Plarre in Greiz.
Die erste Besichtungung hat uns überwältigt. In einem kleinen Saal im Nebengebäude der Familie Schädlich war ein komplett eingerichteter Websaal, auf den Stühlen war der Stoff gespannt und Herr
Schädlich demonstierte die Funktionstüchtigkeit der Maschinen. Ein technischer Schatz, der seit den 1990er Jahren hier geschlummert hat. Dabei ist es einzig der Lage des Saals zu verdanken, dass
dieser Schatz noch existiert, anderenfalls hätte man den die Maschinen bereits verschrottet. Aber es war auch diese Lage, die uns Kopfzerbrechen verursachte. Es musste eine scharfe Kurve und eine
steile Wiese mit dem Fahrzeug erklommen werden, um an das Tor zur Websaals zu gelangen.
So sind es insgesamt 6 leichte Schaftwebstühle zur Gardinenherstellung. Von diesen sind 4 von der Firma Plarre, wo noch originale Unterlagen vorhanden sind und zwei von der Firma Hartmann, wobei
einer ein Mix aus verschiedensten Bauteilen darstellt.
Doch bevor der Transport der Maschinen beginnen konnte, musste ein Lagerplatz organisiert werden. Dazu fand sich in Greiz die Möglichkeit in einer alten Weberei die Maschinen als Zwischenlösung einzulagern. Dann konnte es losgehen. Mit verschiendenen Transportern wurden die Maschinen nach Greiz gebracht. Dabei war es immer ein Glücksspiel. Es musste die organisatorische Zeit passen, aber auch das Wetter, damit die Fahrzeug die steile Wiese erklimmen konnten. Bei zwei Versuchen hat es aufgrund von Nässe nicht geklappt. So wurden bei 4 Arbeitseinsätzen die 5 Maschinen verladen. Über schwere Stahlplatten und spezielle Schwerlastwagen konnten die Webstühl unter großen Kraftaufwand bewegt werden.
Die sechste Maschine verbleibt in Ellefeld und wird in der Gemeinde aufgestellt. Der Schaden an der Maschinen durch den Transport war gering und so sind alle Webstühle gut in Greiz angekommen. Nun sind diese sicher vor dem Schrott gerettet und eine weitere Planung steht breit.
Ein Teil der Webstühle, vorwiegend vom Fabrikat Plarre verbleibt im Greiz und wird im Rahmen des Technische Zeitzeugen e.V. ausgestellt. Der restliche Teil, wo besonders der Hartmann-Webstuhl
dazu gehört, wird nach Zwickau umtransportiert und wird hier in der Kulturweberei Zwickau wieder aufgestellt und dort der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Kulturweberei erhält so nach 30
Jahren wieder alte Webstühle zurück und die Stadt Zwickau ein Stück ihrer vergessenen Industriegeschichte.
Fortsetzung folgt...
Wir danken allen Beteiligten: dem Technische Zeitzeugen e.V., der Familie Schädlich Ellefeld und hilfsbreiten Nachbarn, sowie diversen Partner für das Stellen von Fahrzeugen und
Ausrüstung.