BAUJAHR: 1873

ANGESTELLTE: 400

LIQUIDATION: 1991

DENKMALSCHUTZ: Nein

 

Im Jahr 1873 gründen die Brüder Ernst Wilhelm Wicke und Wilhelm Theodor Wicke in Obercunnersdorf ihre erste mechanische Leinenweberei. Es ist der erste Fabrikkomplex dieser Art im sehr konservativ geprägten Obercunnersdorf. Parallel mit der Betriebserweiterung im Jahr 1889 geht auch eine Ausdehnung des Produktportfolio, die Gebrüder Wicke fertigen nun Tisch- und Bettwäsche sowie Inletts und Kleiderstoffe aus Leinen. Gleich zweimal kommt es darauf zum Brand im Unternehmen, erst brennt 1903 die Scherstube, dann geht 1907 die Trockenstube in Flammen auf. In der Folge müssen beide Gebäude neu errichtet werden. 1909 übernehmen die Söhne Julius und Hermann Wicke das Unternehmen und führen es erfolgreich weiter. 
Mit dem 1. Weltkrieg muss man die Strategie wandeln, so schafft man neue Jaquardwebstühle an und gibt die Leinenweberei für die Damastweberei ganz auf. Eine breitere Mustervariation soll nun neue Kunden binden. Es folgt die Übernahme durch die Söhne Hans und Fritz Wicke in den 1930er Jahren. Sie müssen im 2.Weltkrieg die Weberei auf Kriegsproduktion umstellen und lassen darauf Uniformstoffe herstellen. 

Das Unternehmen wird nach Kriegsende trotz Kriegsproduktion nicht enteignet, es kann privat fortgeführt werden. 1961 flüchtete Hans Wicke mit seiner Familie nach Westdeutschland. Sein Bruder Fritz Wicke gibt kurz danach die Betriebsführung ganz auf. In der Folge wird das Unternehmen unter staatlicher Beteiligung fortgeführt. 1963 wird zusätzlich zu der Weberei eine Konfektionsabteilung aufgebaut um die Webwaren weiter zu verarbeiten. 

Mit der Jahr 1990 fokussierte man eine Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft an, doch zu dieser kommt es nie. 1991 wird die Weberei Gebrüder Wicke ganz stillgelegt. 

 

 

Quelle: "Die Geschichte der Oberlausitzer Textilindustrie : von den Anfängen bis zur Gegenwart, 

     Spitzkunnersdorf, 2007


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