BAUJAHR: -
ANGESTELLTE: -
LIQUIDATION: 1945
DENKMALSCHUTZ: Ja
In den Wanderer-Werken gehörte der Motorradbau seit der Jahrhundertwende zu einen der vielen Geschäftsfeldern des Chemnitzer Konzernes. Er entwickelt sich aus der erfolgreichen
Fahrradproduktion heraus und bringt in seinen Hochzeiten der Marke viel Ruhm ein.
1902 präsentiert Johann Winkelhofer, einer der beiden Gründerväter, das erste Motorzweirad, was als Basis ein motorisiertes Fahrrad ist, unter dem Namen "Wanderer" auf den Markt. Es ist
damit der Anfang der Motorradabteilung in Chemnitz-Schönau. Mit einer Leistung von 1,5 PS erringt das Zweirad bereits eine Höchstgeschwindigkeit von 50Km/h und findet damit bereits die
ersten Abnehmer. Das Modell wurde von Jahr zu Jahr weiter entwickelt und die Leistungsausbeute stieg linear an, zudem setzte Wanderer auf den Einsatz moderner technischer Mittel, wie den Einbau
von Magnetzündern und Kurzschwingengabeln. Es ist wohl die gute Zuverlässigkeit und die moderne Ausstattung, die die Kunden überzeugen und die Wanderer Motorräder immer beliebter machen. Ab 1905
folgt zudem ein Zweizylindermodell, was es deutlich auf anspruchsvollere Nutzer abgesehen hat und den Weg in die obere Klasse der deutsche Motorräderbranche ebnet. 1913 besitzt man damit 3
Modelle im Typenprogramm, von 1,5 PS bis 4 PS, hinzu kommt ein breites Zubehörsortiment und eine hervorragende Qualität der Zweiräder. Doch mit den Jahr 1914 endet die zivile Produktionsphase und
die Wanderer-Werke liefern große Stückzahlen vom Typ 4PS Zweitakt an das Deutsche Heer für den Ersten Weltkrieg. Neben den NSU-Werken in Neckarsulm gehört das Chemnitzer Unternehmen damit zu den
größten Heeresproduzenten im Zweiradbau.
Mit dem Kriegsende 1919 frischt man die Typenpalette auf und führt mit dem Starrrahmen neue technische Entwicklungen ein. Die Leistung geht bei den Modellen nun von 2.5 PS bis 10 PS, vom Einzylinder bis zum Zweittaktzweizylinder. Im Jahr 1925 änderte man nun auch das Design grundlegend, so charakterisierten bis dahin alle Motorräder mit den "W" ein eckiger Kastentank, welcher nach Hinten stark abfiel, darauf bekommen die neuen Modelle eine schlankere Ausführung. Mit einer Rennversion mit 18PS und 708ccm Hubraum setzt man die eigene Messlatte der Motorradentwicklung nochmals sehr hoch, zudem wird in diesem Modell erstmals ein Vierventil-Motor verbaut. Es sollte aber nur bei einer Kleinserie bleiben, denn wenig später wird dieser Ausschwung wegen einem zu hohen Fertigungsaufwand wieder gestrichen. Parallel verbessert Wanderer das kleinste Modell der Produktpalette mit 1,5 PS. Dieses Modell mit 200 ccm (Führerscheinfrei) kostet 1927 im Handel dennoch immerhin 975,- Reichsmark, ein Preis fast um ein Viertel höher als vom direkten Konkurrenten DKW. Die Marke aus Zschopau ist es auch, welche den Wanderer Motorradbau immer mehr in Schwierigkeiten bringt, in direkter Nachbarschaft ist in den letzten Jahren ein ernsthafter Konkurrent hochgewachsen. 1928 versucht sich die Entwicklungsabteilung aus dieser Schlinge zu befreien und entwickelt dem Trend folgend eine 500 ccm Kardan-Maschine. Das Motorrad unter dem Namen "500k" leistet 16PS aus einem Einzylinder. Doch diese Entwicklung ging zweifelsfrei nach Hinten los, der überkonstruierte Motor mutiert zu starken Hitzeproblemen und verursacht durch heftige Schwingungen ein wortwörtliches Zerlegen des Zweirades. Es war das Ende für den hohen Ruhm der Wanderer Motorräder bis zu dieser Zeit.
Nach diesem misslungen Projekt gibt der Wanderer-Konzern den Motorradbau komplett auf. Mit der Firma NSU einigt man sich auf einen Verkauf der Chemnitzer Motorradschwarte. Die letzten Motorräder gehen im Jahr 1930 als "NSU-Wanderer" an die Endkunden und besiegeln damit eine Ära. Die Konstruktionsunterlagen der 500K werden an den Industriellen F.Janecek aus Prag verkauft. Sie sind die Geburtsunterlagen der tschechischen Marke "JAWA". Gebildet wird der Name aus den ersten Buchstaben JAnecek und WAnderer. Mit dieser Verbindung fährt bei jeder JAWA damit bis zum Jahr 1990 immer noch ein kleines Stück Wanderer aus Chemnitz mit.
Quelle: "Vom werden der Wanderer-Werke", Chemnitz, 1936
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