BAUJAHR: 1910

ANGESTELLTE: 7000

LIQUIDATION: -

DENKMALSCHUTZ: Ja

 

Geht es darum, ganz große Lasten zu bewegen, dann benötigt man auch entsprechend großes Gerät. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickeln sich die Ebersbacher zu besonderen Spezialisten im Kranbau.

Den Grundstein für die Erfolgsgeschichte legt der Ingenieur Robert Ardelt. Er betreibt mit seinen Söhnen ab 1902 im Zentrum von Ebersbach ein technisches Ingenieurbüro. 1904 entwickelt sich aus diesem die „Robert Ardelt & Söhne Maschinenfabrik“ heraus. 1911 wird dafür ein neues Fabrikgrundstück am Rande der Stadt ausgebaut und zur Grundlage des weiteren Erfolges. Das Unternehmen firmiert ab 1912 als „Ardelt-Werke GmbH“. In der Fertigung spezialisiert man sich zu Beginn auf Gießereimaschinen, sowie Krananlagen, Diesellokomotiven sowie Straßenfertiger. 1932 entwichkelt man mit dem Portalwippdrehkran eine neue Konstruktion der Lastenbewegung und sichert sich durch am Markt eine Monopolstellung. So fertigt man bereits früh Hafenkräne, Transportanlagen und komplette Schiffshebewerke. 

Bereits kurz nach der Machtübernahme durch das NS-Regime werden die Ardelt-Werke als Rüstungsbetrieb eingestuft und erhält in der Folgezeit entsprechende Aufträge durch die Wehrmacht. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges stellt man die Produktion bei Ardelt komplett auf die Fertigung von Rüstungsgüter um. Zur Hochzeit im Jahre 1944 sind in dem, voll auf Krieg ausgerichteten, Unternehmen ca. 7000 Arbeiter beschäftigt, schätzungsweise 3000 von ihnen waren Kriegsgefangene. Es entstehen dazu auch Zweigwerke in Breslau (PL), Rothau (CZ) und Kragau (ROM). Neben den Rüstungsgütern, wie Panzerteile, Panzerabwehrkanonen und Sprengkörper, sind die Ingenieure aus Eberswalde ebenfalls an den Planungen zu den Vergeltungswaffen „V1“ und „V2“ in Peenemünde beteiligt.

Mit dem Einrücken der Roten Armee im Frühjahr 1945 flieht die Familie Ardelt nach Niedersachsen und gründet in der Folge in  Wilhelmshaven und Osnabrück neue Werke. Das Werk in Eberswalde wird komplett enteignet und verstaatlicht. Die SMAD baut daraufhin große Teile des Maschinen ab und überführt diese als Reparationsleistung in die Sowjetunion. Zum 20. März 1948 geht das Werk in Volkseigentum über und kann erstmals als „VEB Kranbau Eberswalde“ wieder die Produktion aufnehmen. Anfang der 1970er Jahre wird der Betrieb in das Kombinat „TAKRAF Leipzig“ eingegliedert. Die Eberswalder Kranbauer spezialisierten sich nun wieder auf den Bau von Hafenanlagen und -kränen. In diesem Bereich wird man Marktführer und exportiert die Krananlagen über die Grenzen hinaus in die komplette Welt. Unzählige Häfen auf der ganzen Welt werden mit den Lastenheber aus der DDR ausgestattet. Selbst im wichtigsten Hafen der BRD, dem Hamburger Hafen, kommen die Kräne aus Eberswalde zum Einsatz. Trotz der hohen Erwirtschaftung von Devisen investiert die DDR-Regierung zu wenig in den Vorzeigebetrieb, die Maschinen veralten und die Fertigung läuft auf Verschleiß. 

Mit der Wende 1990 geht das Unternehmen in die Hände der Treuhand-Anstalt über, diese verkauft die „Kranbau Eberswalde GmbH“ 1994 an die „Vulkan Kocks GmbH“. Das Mutterkonzern geht bereits 1996 in die Insolvenz, so dass der Besitz am Kranbauwerk in Eberswalde in die „Kirow Leipzig AG“ übergeht. Mit dem neuen Eigner erholt sich das Werk, wird allerdings auf einen kleinen Teil der Produktionskapazitäten rationalisiert. Weite Teile des ehemaligen Werke sind nun dem Verfall ausgesetzt, während die Eberswalde neben an das tun, was sie am Besten können, Kräne konstruieren und bauen.


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