BAUJAHR: 1885-1915
ANGESTELLTE: ca.2000 (1975)
LIQUIDATION: 1995
ARCHITEKT: Lossow & Kühne, Dresden
DENKMALSCHUTZ: Ja
Befasst man sich heute mit der Industriegeschichte von Falkenstein, so kommt man unweigerlich an dem Namen "FALGARD" nicht vorbei. Parallel zur vogtländischen Großstadt Plauen entwickelt sich auch Falkenstein am Mitte des 19. Jahrhunderts zum Zentrum der sächsischen Stickereiindustrie.
1883 gründet der Kaufmann Georg Thorey in der vogtländischen Kleinstadt die erste eigene Gardinenfabrik an der Bahnhofsstraße. Ausgestattet wurde das junge Unternehmen anfangs noch mit englischen Webstühle, ehe die heimischen Textilmaschinenbauindustrie mit eigenen Produkten nachzog und auch in den Fabriken heimische Maschinen zum Einsatz kommen. Nach einer Werkserweiterung wird das Unternehmen 1889 in die "Falkensteiner Gardinenweberei und Bleichereianstalt AG" umgewandelt. Die Familie Thorey behält weiter einen Aktienanteil am Unternehmen, da bereits 1892 die Söhne Emil und Fritz Thorey das Geschäft vom Vater übernahmen und die Leitung nun in ihren Händen lag. Das Geschäft mit den Gardinen weitete sich enorm aus und so war 1908/09 eine erneute Erweiterung des Werkes von Nöten. Die Gardinenweberei von Thorey war international ein gefragter Name geworden.
Nach den überstandenen Krisen während des Ersten Weltkrieges und Anfang der 1920er Jahre konnte das Unternehmen sich ab den Jahr 1925 wieder verstärkt erholen. Mit ca. 230 Webstühlen fertigt man vorwiegend Tüllgardinen, Spitzenstoffe, Decken und Kanten.
Nach aufgenommener Rüstungsproduktion während des Zweiten Weltkrieges wird das Unternehmen durch die SMAD enteignet. Die Familie Thorey, bis dahin weiter Großaktionär, flieht mit wichtigen Firmenunterlagen nach Westdeutschland und bauen in den Folgejahr in der Nähe von Augsburg das alte Unternehmen neu auf. Das Falkensteiner Werk wird als "VEB Falkensteiner Gardinen- & Spitzenweberei" in Volkseigentum umgewandelt. Hinzu zum Stammwerk auf der Bahnhofsstraße folgen weitere Angliederungen benachbarter Gardinenfabriken im Falkensteiner Umland. 1970 wird die "FALGARD", die "Plauener Gardine" und die "GARDEKO Zwickau" zum Kombinat "Plauener Gardine" vereint. Mit diesem Schritt sind alle Gardinenbetriebe der DDR unter einer Leitung zusammen geführt. Die FALGARD gehört in diesem Bund weiter zu einem Spitzenbetrieb und sorgt mit den gefertigten Erzeugnissen für einen hohen Exportanteil der Waren. Das Leben in Falkenstein stimmte sich auf die FALGARD ab.
Mit der Wende 1989 wird der Großbetrieb aufgelöst und einige Betriebsteile geschlossen. Das Hauptwerk geht 1992 in Besitz der Firma Hans Wiebe über, welche am Standort die Gardinenproduktion langsam stilllegt. 1994 wird das Insolvenzverfahren eröffnet, ehe nur ein Jahr später das Unternehmen komplett stillgelegt wird. Damit verlassen im Jahr 1995 die letzten Falkensteiner Gardinen das Werkstor an der Bahnhofsstraße. Kaum sind die Lichter in den Werkhallen ausgeschalten, so beginnt die Stadt mit dem Abriss des weitläufigen Werksgelände. Zur denkmaltechnischen Bewahrung wird das ehemalige Verwaltungsgebäude an der Straßenfront erhalten. Aufgrund des mangelnden Interesse der Stadt verfällt allerdings auch dieses Gebäude, so dass zum aktuellen Zeitpunkt der Abrissbescheid für das letzte Gebäude der alten Thorey'schen Fabrik bereits beantragt ist.
Quelle: "Wir und unser Betrieb - Betriebsgeschichte des VEB Falkensteiner Gardinen- und Spitzenwebereien bis 1970"; Falkenstein
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