Fertigungshalle der Hartmann-Werke Chemnitz (Fotograf: Unbekannt)
Fertigungshalle der Hartmann-Werke Chemnitz (Fotograf: Unbekannt)

Bis heute gehört der Maschinenbau zu den Aushängeschildern der deutschen Wirtschaftkraft, dabei hat er in seiner historischen Entwicklung  in den verschiedenen Industrieregionen die unterschiedlichsten Wurzeln gehabt. Im Osten von Deutschland lässt sich als Hochburg des Maschinenbaues speziell das, für deutsche Verhältnisse, sehr früh industrialisierte Land Sachsen herausnehmen. Hier entwickelt sich die Industrialisierung bereits ab dem Jahr 1790 durch die wachsende Textilindustrie rasant fort, zu ihr entwickelt sich in der Folgezeit auch der Maschinenbau recht parallel entwickelt weiter. In den Tälern des Erzgebirges wuchsen die ersten Baumwollspinnereien empor, welche allerdings Anfangs noch mit englischen Maschinen ausgestattet sind.

Die Kontinentalsperre zu Großbritannien und hohe Einfuhrzölle, ab ca. 1815, zwingen die Spinnereiunternehmer, sich an die ansässigen Handwerks-Zünfte und Ingenieure zu wenden und sie zum Bau eigener sächsischer Maschinen zu drängen. Bisher waren sie nur mit der Wartung der englischen Maschinen vertraut, nun wurden sie selbst zu den Konstrukteuren neuer Anlagen. 1826 gründete dazu Carl Gottlieb Haubold in Chemnitz die erste bekannte Maschinenfabrik in Sachsen, zur Herstellung von Textilmaschinen. In den folgenden Jahren sollen ihm so einige Unternehmer auf diesem Weg folgen. Dabei sind gerade Richard Hartmann (1837) und Louis Schönherr (1851) zu nennen. Durch die Nähe zur Textilindustrie im Erzgebirge und der Lage an wichtigen Transport- und Handelswegen entwickelt sich in Deutschland gerade Chemnitz im folgenden Jahrhundert zur Hauptstadt des Maschinenbaues und zur Keimzelle wichtiger Innovationen auf den verschiedensten Gebieten. Aber auch andere Städte wie Leipzig, Magdeburg oder Berlin erleben einen wahren Boom der neuen Industrie. Der komplette Markt wächst enorm, die Industrialisierung verändert die Gesellschaft und jede neue Fabrik benötigt dazu neue Maschinen. Ab 1850 werden die Maschinen aus Sachsen zudem weltmarktfähig und stehen ihrer Konkurrenz aus Engländer oder der Schweiz in vielen Dingen um nichts nach. Dabei sind es nicht mehr nur die Textilmaschinen, gerade die neuen Dampfmaschinen finden, nach anfänglicher Skepsis, großen Absatz in einer modernen Fabrikausstattung. Aber auch der Werkzeugmaschinenbau sowie Papiermaschinen erweitern das Portfolio der ständig wachsenden Maschinenbauunternehmen.

Krupp-Gruson Werke in Magdeburg (Fotograf: Unbekannt)
Krupp-Gruson Werke in Magdeburg (Fotograf: Unbekannt)

Nach dem weiteren Aufschwung durch die Reichsgründung 1871 bringt der Gründerkrach 1873 den Industriezweig das erste Mal ins Wanken und können erst die ersten elektrotechnischen Anlagen im Maschinenbau, um 1880, diese Krise der Industrie wieder bezwingen.

Im Ersten Weltkrieg zeigt sich dann eine neue Fähigkeit des Maschinenbaues, die großindustrielle Waffenproduktion für den Kriegseinsatz. Der größte Teil der Fabriken wird zur Rüstungsproduktion angehalten und fallen dementsprechend tief nach dem "Versailler Vertrag" 1919 in einen wirtschaftlichen Missstand. Keine zehn Jahre später ist es die Weltwirtschaftskrise 1929, welche nicht nur den Maschinenbau, sondern auch die komplette Industrie in Deutschland, in die Knie zwingt. Keine andere Krise zuvor war so weitreichend einschneidend wie diese Weltwirtschaftskrise. Eine große Reihe an Traditionsunternehmen in Sachsen und anderen Reichsländern gehen in die Insolvenz und so verschwinden ihre Namen daraufhin für immer.  Die Machtergreifung des NS-Regimes bürgt bei viele Unternehmer eine neue Hoffnung, doch ab Mitte der 1930er Jahre zeigt sich, wo es erneut hingehen soll, in den Krieg. Die Produktion wird erneut geteilt und die Rüstungsaufträge immer bedeutsamer umgesetzt.

Während des Zweiten Weltkrieges in den Jahren von 1939 bis 1945 sitzt das Zentrum der deutschen Rüstung dabei in den Maschinenbauunternehmen. So sind es vor allem neue Waffentechniken, Fahrzeuge und Ausrüstungselemente, welche anstatt des ehemaligen Portfolio, die Fabriken in Richtung Kriegsfront verlassen. Folglich sind es gerade Maschinenbauunternehmen in den Industriezentren, welche gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in das Fadenkreuz der alliierten Bomber geraten. Unzählige Produktionsstätten werden so in den letzten Kriegsmonaten folgenschwer zerstört, der komplette Industriezweig ist mit den letzten Zeug des NS-Regime fast komplett stillgelegt.

Nach der Kapitulation der Wehrmacht und dem Ende des Deutschen Reiches ist an Aufbau in den Betrieben noch lange nicht zu denken. Die Sowjetischen Besatzer sind gerade in der Demontage von Industriegütern in der SBZ besonders streng. Bis zu 100% des Ausstattungsbestandes wird aus den ehemaligen Rüstungsunternehmen abgebaut und in die Sowjetunion verlagert. Hinzu kommt ein starke Abwanderung von Weltunternehmen in die westlichen Besatzungszonen, im Gesamtkontext ist dies ein enormer Aderlass, welcher nicht nur den Maschinenbau enorm schwächt. Bis 1953 sind fast alle Maschinenbauunternehmen als „Volkseigener Betrieb“ unter staatlicher Führung. Einige Großbetriebe werden zudem als Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) verwaltet und stehen Obhut der Sowjetischen Militäradministration.

Die noch junge DDR setzt in diesen Industriezweig ihre ganze Hoffnung und baut ihn in den Folgejahren zum Vorzeigeobjekt des sozialistischen Staates aus. Trotz der Isolation und Materialknappheit kann die Industrie sich auf dem Weltmarkt halten. Die Exportrate der Erzeugnisse ist hoch, 70-80 % verlassen die Werkhallen in der DDR in Richtung RGW-Länder. Durch den Zentralisierungsprozess der Planwirtschaft in den 1970er Jahren bilden sich neue Kombinate heraus, als Vorreiter ist hier das Kombinat „Fritz-Heckert-Werkzeugmaschinenbau“ in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) zu nennen, der zu dieser Zeit größte Maschinenbauproduzent in der Welt und unter dem Logo "WMW" seine Maschinen exportiert. Gemeinsam mit dem Kombinat "ROBOTRON Dresden", dem Computerhersteller der DDR, verläuft die Entwicklung stark in Richtung vollautomatisierter Systeme und erster NC-Technik im Maschinenbau. Dies allerdings wesentlich später als in bei westlichen Hersteller. Mit der Deutschen Wiedervereinigung 1990 folgt der komplette Umbruch in der Maschinenbauindustrie auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Die Kombinate werden von der Treuhandanstalt zerschlagen und die neuen Unternehmen werden in das „Haifischbecken“ des Weltmarktes geworfen. Diesen Prozess überstehen in den Folgejahren gerade die großen Unternehmen nicht. Dennoch können sich bis heute so einige mittelständige Unternehmen auf dem Markt halten und bilden bis heute noch das Rückgrat der ostdeutschen Wirtschaft.


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