Über 100 Jahre sind der Braunkohletagebau und die Textilindustrie in der Lausitz das Rückenmark der kompletten Region. So nährt schon sehr zeitig die Braunkohle den hungrigen Energiebedarf der Textilmaschinen im Land. Doch auch die besonders weichen Wässer von Spree und Neiße fördern zudem die Appreturveredelung im textilen Bereich. Es entwickelt sich die Oberlausitz, mit besonderen Schwerpunkten auf Spinnerei, Weberei, Trikotagen und Appretur, als auch die Niederlausitz mit ihrem großen Industriedreieck Cottbus-Forst-Spremberg, wo besonders die Tuchindustrie ihre tiefen Wurzeln schlägt, zu einer hoch entwickelten Textilregion. Die Herstellung, Verarbeitung und die Veredelung von Garn ist neben der Braunkohle die wichtigste Lebensgrundlage für zehntausende Menschen in der Lausitz.

Aus diesen regionalen Gesamtgebilde sticht besonders die Stadt Forst an der heutigen Grenze zu Polen heraus. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt sich die Stadt zu einer der größten Tuchmacherstädte in Europa. 1922 verlassen hier täglich unglaubliche 1150 Tonnen gewebte Stoffe die Stadtgrenzen, so trägt zu jener Zeit jeder fünfte im Deutschen Reich einen Anzugsstoff von der Neiße. Insgesamt sind es alleine hier fast 455 Textilbetriebe nur in der Stadt Forst.

Umso verheerender ist der Zusammenbruch der gesamten Textilindustrie nach dem Jahr 1990 nicht nur in Forst, sondern in der kompletten Lausitz. Fast die komplette textile Lebensader bricht weg und so verstummen in der gesamten Lausitz, von Cottbus bis Neugersdorf, in dieser Zeit für immer die Webstühle. 




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