BAUJAHR: 1808/1855/1883/1895
ANGESTELLTE: -
LIQUIDATION: 1990
DENKMALSCHUTZ: Spinnmühle
Mit dem Aufhebung des sächsischen Spinnprivilegiums für die Firma Bernhard in Harthau entstanden überall an den kräftigen Flüssen des Erzgebirges neue Spinnmühlen nach englischen Vorbild und läuteten damit eine neue Ära in Sachsen ein. Etwa zur selben Zeit kommt es zum Zusammenschluss der beiden Unternehmer Gottlob Friedrich Thomas, ein Schüler Evan Evans, sowie Friedrich Gottlob Bonitz, welche in Lengenfeld eine erste Spinnmühle gründeten. Bis zum Jahr 1810 geht mit 2.550 Spindeln die neue Spinnmühle, eine der ersten im Vogtland, in Betrieb. Das Spinnereiwesen in der Spinnmühle endete erst mit der ersten großen Branchenkrise im Jahr 1842. 1847 kauft darauf der Unternehmer Gottlob Richard Müller die Spinnmühle und richtet sie zur chemischen Bleicherei um. Ein Jahr spät tritt Ernst Gottlob Wentzel dem Unternehmen als Teilhaber bei.
1855 kommt es zu einem Dachstuhlbrand, wodurch das Gebäude der historischen Spinnmühle bis auf die Grundmauern abbrennt und nicht mehr zu retten ist. Aus diesen Mauern entsteht allerdings innerhalb kürzester Zeit ein Neubau, welcher die Grundsubstanz der Spinnmühle durch weitere Flügelbauten erweiterte und damit die Produktionskapazität der Fabrik steigerte. Hervorzuheben ist hier zudem eine betriebseigene Parkanlage, welche sich an das Hauptgebäude zum angrenzenden Herrenteich anschließt. 1859 übernimmt Ernst Gottlob Wentzel das Unternehmen komplett und firmiert es zur "Chem. Bleiche und Appretur-Anstalt v. Ernst Wentzel Lengenfeld". 1883 folgt ein neues Seitengebäude, welches nun den komplett neuen Fertigungsbereich der Gardinenweberei aufnimmt, dieses wird 1895 erneut durch einen weiteren Gebäudeanbau erweitert.
1936 führt das Unternehmer als eines der Ersten in Mitteldeutschland die Sauerstoffbleiche ein, Grundlage war hier eine neu angeschaffte NC3-Kühlanlage für die Textilappretur. Mit dem Ausbruch des 2.Weltkrieges wird die Fertigung auf Rüstung umgestellt, vorwiegend Uniformstoffe werden in der Wentzelschen Fabrik gewebt und veredelt.
Doch die Nachkriegszeit bringt das Unternehmen in starke Schwierigkeiten, die neue Wirtschaftsführung setzt das Textilunternehmen zunehmend unter Druck, so dass zu Beginn der 1950er Jahre der letzte Nachkomme der Familie Wentzel den Betrieb aufgibt und die sowjetische Besatzungszone verlässt. Der Betrieb wird folgend verstaatlicht und an den 'VEB Falgard Falkenstein' angegliedert, 1972 folgt die Angliederung als Wert 8 an den 'VEB Plauener Gardine'. Bis zum Jahr 1990 ist das Werk Weberei und Veredelung des größten Gardinenherstellers in Europa. Mit dem Abwicklung der Plauener Gardine wird auch das Werk in Langenfeld aufgegeben. Es fehlt an Nutzungskonzepten und politischen Mut, so dass das historische Fabrikareal dem Verfall entgegen sieht.
Quelle: "Bauten der Technik und Industrie"; Oehlke, Andreas; 1996
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